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Allgemein für Große Roman

Der Baum der verborgenen Erinnerungen

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Inhalt

Der junge Reito hat es von Anfang an nicht leicht. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wächst er in Armut bei seiner Großmutter auf und gerät schließlich auf die schiefe Bahn. Im Gefängnis erreicht ihn ein überraschendes Angebot seiner ihm unbekannten Tante: Sie wird all seine Schulden begleichen, wenn er ein kriminelles Leben hinter sich lässt und sich fortan um den Familienschrein kümmert. Dieser Schrein birgt ein Geheimnis, das mit einem mächtigen Kampferbaum verbunden ist.


„Der Baum der verborgenen Erinnerungen“ ist der Auftakt einer neuen Reihe des renommierten japanischen Autors Keigo Higashino. Während im Original bereits zwei Bände vorliegen, wurde die deutsche Übersetzung von Yukiko Luginbühl angefertigt. Die Geschichte wird in der dritten Person und im Präteritum aus der Perspektive des Protagonisten Reito erzählt, wodurch wir seine Gedanken und sein Wissen um das Rätsel des Kampferbaums teilen.

Das Buch hat mich sofort neugierig gemacht, ein geheimnisvoller Roman mit dem man ein Stück in die japanische Kultur eintauchen kann , das wunderschöne Cover und ein Autor, über den ich schon viel Gutes gehört habe .

Der Ausgangspunkt, ein mysteriöser Baum, der Erinnerungen verbirgt und offenbart, ist ein wunderbarer Aufhänger für eine Geschichte, die sich um Familie, Geheimnisse und das Vergehen der Zeit dreht. Der Autor schafft es, eine atmosphärische Welt zu erschaffen, die sowohl vertraut als auch magisch ist und berührt mit seiner Geschichte eine tiefe emotionale Ebene. Higashino erkundet Themen wie Verlust, Trauer, Schuld und die Komplexität menschlicher Beziehungen auf eine Weise, die zum Nachdenken anregt und auch nach dem Zuklappen der Seiten nachwirkt. Denn sichtbar wird auch die Last, die Erinnerungen tragen können, sowohl gute als auch schlechte.

Die Stärke des Buches liegt definitiv in seinen Charakteren. Sie sind vielschichtig und glaubwürdig, und man fühlt sich schnell mit ihren Schicksalen verbunden. Die Interaktionen zwischen den Figuren sind lebendig und tragen maßgeblich zur Entwicklung der Handlung bei.
Auch der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die Beschreibungen sind bildhaft, es gibt viele Momente, die zum Nachdenken anregen. Higashino entfaltet die Geschichte mit einer präzisen und detailreichen Erzählweise, die es dem Leser ermöglicht, die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen, während die Geheimnisse langsam entschlüsselt werden.

An der einen oder anderen Stelle empfand ich das Erzähltempo leider als etwas zu schleppend. Außerdem ist es
bedauerlich, dass der Klappentext schon viel von der Handlung preisgibt. Im vorliegenden Fall wird das Geheimnis um den Kampferbaum und seine magischen Fähigkeiten über weite Teile des Romans sorgfältig gehütet, nur um dann vom Klappentext teilweise enthüllt zu werden.


Trotz dieser kleinen Kritikpunkte erzählt dieses Buch eine wunderschöne Geschichte über die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Bedeutung von Erinnerungen. Wer nach einer emotionalen und atmosphärischen Lektüre sucht, wird nicht enttäuscht werden.

Herzlichen Dank an den Verlag und Team Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.


Autor:Keigo Higashino
Herausgeber: Limes Verlag
Erscheinungstermin: 16. April 2025
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 497 Seiten
ISBN-13: 978-3641326258
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Allgemein Erzählungen Roman

Der kleine Laden des Herrn Takarada

Autor: Kenji Ueda

aus dem Englischen von
Rainer Schmidt

Verlag: Goldmann
Penguin Random House Verlagsgruppe

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Inhaltsangabe Verlag:
In einer lauschigen Ecke im Tokioter Stadtteil Ginza befindet sich der Schreibwarenladen Shihodo, ein Ort der Zuflucht und Ruhe im hektischen Großstadttreiben. Hier empfängt Herr Takarada seine Kunden mit viel Wärme und Herzlichkeit. Sein feines Gespür verrät ihm stets, wer von Unruhe und Sorgen geplagt ist. Jene lädt Herr Takarada ein, dem aufreibenden Alltag für einen Moment zu entfliehen und einen Brief zu schreiben, um verborgene Erinnerungen, geheime Sehnsüchte oder kleine Geheimnisse zu ergründen. Die Schicksale der Menschen könnten nicht unterschiedlicher sein, doch eines vereint sie: der Mut, eine Entscheidung treffen zu wollen, die ihrem Leben eine neue Wendung gibt. Ein zauberhaft weiser Roman voller Menschlichkeit, Mitgefühl und Hoffnung – einfühlsam und herzerwärmend erzählt.
Für Leserinnen und Leser von Michiko Aoyamas »Frau Komachi empfiehlt ein Buch« und Satoshi Yagisawas »Die Tage in der Buchhandlung Morisaki«.

Meine Meinung

Es fühlt sich fast so an, als würde man eine kleine Reise nach Japan unternehmen, wenn man in diesem Buch liest. Cover und Titel haben mich sofort angesprochen, die japanische Kultur und die Literatur faszinieren mich. Mit diesem Buch habe ich mir erhofft, etwas vom Alltag abtauchen zu können und leisen Erzählungen zu begegnen, die zum Nachdenken anregen und wieder mehr Achtsamkeit in den hektischen Alltag zurückbringen. Und genau so traf es ein.

Kenji Ueda schenkt uns einen leisen Roman, der uns in das Leben von verschiedenen Menschen und deren Schicksale abtauchen lässt. Alle finden den Weg in den kleinen Schreibwarenladen von Herrn Takarada. Hier steht die Zeit still und neben hochwertigen Schreibwaren findet man hier auch Raum und Zeit zum Nachdenken und Schreiben. Ganz unaufdringlich, fast unbemerkt, hilft Herr Takarada bei wichtigen Entscheidungen.

So lernen wir auch ihn besser kennen, als einen bescheidenen, hilfsbereiten Mann der seinen Mitmenschen stets achtsam und interessiert gegenübersteht.

Verpackt in fünf Geschichten, die von Freundschaft, Liebe, Einsamkeit und Mut erzählen , erfahren wir so einiges über die Menschen und kulturellen Einflüsse und erinnern uns an kleine Weisheiten.

Die Protagonisten sind authentisch, ich wünschte dem einen oder anderen auch im wahren Leben einmal zu begegnen.

Sehr gut gefällt mir die Liebe des Herrn Takarada zu seinem Handwerk, die Kunst dahinter und die Wertschätzung gegenüber schönen Schreibwaren. Vielleicht auch ein kleiner Wink dahin, sich lieben mit wenigen schönen Dingen zu umgeben , als mit unzähligen wertlosem Krempel. Ein schöner Füllfederhalter, ein hochwertiges Notizbuch und gutes Papier gibt einem doch gleich ein anderes Gefühl und vielleicht auch eine Wertschätzung gegenüber sich selbst oder der Person, der man schreibt.

Der Schreibstil der Erzählungen ist leicht, lediglich die japanischen Namen brachten mich manchmal etwas aus dem Lesefluss.

Das Buch bringt Nostalgie und Ruhe in den hektischen Alltag.

Die einzelnen Schicksale berühren und lassen mitfühlen. Ich habe mich in Herrn Takaradas Laden sehr willkommen und Zuhause gefühlt, bedauerlich, dass er in Tokio ist, ich würde sehr gerne das eine oder andere Mal vorbeischauen.

Sehr gerne würde ich noch mehr über Herrn Takarada selbst erfahren.

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für Große Roman

Haribo

So schmeckt das Glück

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Ihr wisst ja, ich gehöre nicht zu den Romanlesern, aber einen Roman über HARIBO wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Warum? Es hat mich einfach interessiert, wie Hans Riegel es geschafft hat weltberühmt zu werden. Denn HARIBO kennt jeder und es würde mich doch sehr wundern wenn es nicht auch jeder liebt. Schließlich sind wir damit groß geworden. 

Ein Sack Zucker, eine Marmorplatte, ein Hocker, ein Herd, ein Kupferkessel und eine Walze, die Anfänge von Haribo (HAns RIegel BOnn)

Eine außergewöhnliche Geschichte einer der erfolgreichsten Unternehmerfamilien Deutschlands.

Im ernst, während der ersten Seiten dachte ich mir… oh je… welch ein Schmöker, da kommt aber Kitsch auf mich zu. Aber dann hatte ich mich schnell an den Schreibstil gewöhnt. Zum einen wurden die Szenen dadurch sehr bildhaft und ich fühlte mich mitten drin. Es war als wäre ich in eine andere Zeit abgetaucht und würde dem Leben von Hans Riegel zusehen. Und in den 20er Jahren war vieles nun mal anders als heute. Die Ausdrucksweise war eine andere, man war noch Fräulein, wurde gesiezt und die Verehrer gaben zum Abschied die Hand. Man konnte sich benehmen und auch die Damen hatten ihren Stolz. Hans Riegel träumt davon selbständig zu werden und zwar mit der Herstellung von Süßigkeiten. Doch sein Vater hat andere Pläne und sieht die Wünsche von Hans als Hirngespinste an. Dass er es trotzdem geschafft hat ist kein Geheimnis.Diese Romanbiografie beschreibt sehr schön, welche Hindernisse und Probleme Hans überwinden musste. Viele Tiefschläge, unerlässlicher Wille und Fleiß, da sieht man, wieviel Menschen erreichen können , wenn sie es nur wollen und dass ein Mensch wie Hans Riegel für seinen Erfolg sehr hart arbeiten musste. 
Die Charaktere haben mir sehr gefallen, insbesondere auch Gertrud Vianden, eine tolle und starke Frau, der Hans viel zu verdanken hat. Generell fand ich es sehr schön, mit veieviel Stolz die Frauen beschrieben wurden. 
Vieles ist so passiert, ein wenig wurde dazu erfunden, aber dennoch konnte es so gewesen sein. 

Im Hintergrund erhält man Informstionen über das Leben in Zeiten des ersten Weltkriegs. Das fand ich sehr spannend und dies hat den Roman für mich noch interessanter gemacht. 

Im Nachwort erfährt man, wen es tatsächlich gegeben hat und welche Personen oder Beschreibungen erfunden sind, also alles wunderbar. 

Ich durfte durch diesen Roman an einem interessanten Leben teilhaben. Nicht immer schön, mit harter Arbeit verbunden, es wird einem schnell bewusst in welchem Luxus wir leben und über welche Kleinigkeiten wir nur allzu oft jammern. 

Fazit

Der Roman war wunderbar um abzuschalten, Neues zu erfahren und einfach mal etwas anderes zu lesen.  Ich freue mich schon auf den zweiten Teil, der im Januar 2025 erscheint. 

Wenn ich das nächste mal Haribo kaufe, denke ich sicher an Hans Riegel und weiß die kleinen Bärchen etwas mehr zu schätzen. Vielen Dank Hans Riegel, dass du immer an deinen Traum geglaubt und nicht aufgegeben hast! 

Buchdetails:
Herausgeber: Goldmann
Seitenzahl: 464
Preis: 17.00 € Paperback
Autor:
Hinter dem Pseudonym Katharina von der Lane verbergen sich die Autorinnen Christiane Omasreiter und Kathrin Scheck
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Roman

Lehne deine Einsamkeit sanft an meine

Werbung*Rezensionsexemplar

Hej ihr Lieben,

heute Mal ein Buch das etwas aus der Reihe tanzt. Obwohl ich sonst eher im Thriller und Kinderbuchgenre zu finden bin, sprachen mich der Titel und das schlichte, geheimnisvolle Cover an. Eine wahnsinnig gute Bewertung bei Insta erweckte dann auch noch meine Aufmerksamkeit .

Mathematik, Poesie, Einsamkeit, die tiefe Gefühlswelt einer sonderbaren Protagonistin….und natürlich die Liebe…eine unglückliche Liebe. Eigentlich dachte ich, das könnte interessant werden. Eigentlich.

Zum Inhalt

Rakel fühlt sich mit Menschen nicht besonders wohl. Ihre Freunde sind Buchstaben, Zahlen und ihr Phantasiefreund David. Außerdem pflegt sie eine enge Beziehung zu ihren Eltern. Vor allem mit ihrem Vater, der Wissenschaftler ist, fühlt sie sich sehr verbunden. Mit 19 Jahren zieht sie nach Oslo um Mathematik zu studieren. Dort trifft sie auf Jakob, ihren Mathematik-Professor, doppelt so alt wie sie und verheiratet. Auch er ist von Rakel fasziniert, ihrer Leidenschaft für mathematische Rätsel und ihren Herleitungen. Kurz gesagt, sie
verlieben sich , sie lesen und schreiben Gedichte, diskutieren über Mathematik und Raquel verliert sich in ihrer eigenen Welt und ihrer Sehnsucht nach Liebe. Als sie krank wird, ist Jakob ihr einziger Halt. Um welche Krankheit es sich handelt wird im Buch nicht klar.
Jakob macht ihr Versprechungen, seine Frau zu verlassen, wenn die Kinder älter sind.

Rakel macht derweilen Karriere als Akademikerin. Als sie bedingt durch ihre Krankheit nicht mehr arbeiten kann, beschäftigt sie sich intensiv mit dem Leben der Mathematikerin Sofja Kowalewkaja, der ersten Professorin für Mathematik. Bei ihr findet sie so viele Parallelen zu ihrem eigenen Leben .

Meine Meinung

Grundsätzlich mag ich es, in die Gefühlswelt der Protagonisten einzutauchen und mit ihnen eine Reise durch ihr Leben zu unternehmen. In diesem Roman konnte ich aber leider keine Verbindung zu Rakel und Jakob finden. Dieser tiefe Wunsch in Jakob einen Seelenverwandten zu finden, gepaart mit einer großen Portion Naivität einer eigentlich hochintelligenten Frau haben mich eher abgeschreckt, gelangweilt oder zornig gemacht. Natürlich, wer kennt es nicht…eine Affäre, große Versprechungen, nichts dahinter. Rakel verschwendet ihre Zeit, ihr Leben.

Obwohl Rakel die Liebe ihres Lebens kennenlernt, verschlingt sie die Einsamkeit. Sie scheint verloren, tat mir teilweise leid. Eine Liebesgeschichte kann man es kaum nennen. Eine Einsamkeits-Geschichte?

Wann endlich setzt die verletzliche Frau Jakob ein Ultimatum? Familie oder ich ?

Der Roman war für mich von Anfang an sehr eintönig und zäh. Den Dialogen ist schwer zu folgen. Die großen Zeitsprünge empfand ich als sehr anstrengend, die Story deprimierend und langatmig.

Das Buch ist wirklich sehr speziell. Für meinen Geschmack leider nichts.

Trotzdem herzlichen Dank an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

Buchdetails:
Autorin: Klara Hveberg
Verlag: btb Verlag
Seitenzahl: 352 Seiten
Preis: Taschenbuch 12,00€
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für Große Roman

Der erste letzte Tag

Kein Thriller

{Rezension}

Wie würdest du deinen letzten Tag verbringen?

Auf diesen Roman von Sebastian Fitzek war ich mehr als gespannt. Ich liebe Thriller und Sebastian Fitzek gehört daher ohne Frage zu meinen Lieblingsautoren. Aber würde er es schaffen, mich für einen zeitgenössischen Roman zu begeistern ? Ja, das hat er! Die Thematik und der flüssige Schreibstil haben es mir leicht gemacht, Fitzek hat mich mit Leichtigkeit mit auf die Reise seiner Protagonisten genommen, zum Lachen und zum Nachdenken gebracht.

Lea und Livius, zwei Menschen die dich zufällig begegnen und völlig unterschiedliche Leben führen, begeben sich gemeinsam auf eine Reise. Eine Reise quer durch Deutschland, eine Reise zu sich selbst, eine Reise an ihrem ersten letzten gemeinsamen Tag und zu ihren Träumen. Ihr Abenteuer ist nicht immer ganz legal, ihre Wünsche und Überzeugungen sicher nicht für jeden nachvollziehbar, aber genau das macht sie aus und Fitzek schafft interessante Charaktere.

Meine Meinung:

Das Buch konnte mich ab der ersten Seite überzeugen und begeistern. Die Figuren trafen voll und ganz meinen Geschmack und sowohl Livius als auch Lena hatten meine Sympathie. Ich konnte mich mit beiden sehr gut identifizieren, schon auf den ersten Seiten musste ich lachen und konnte wunderbar in die Geschichte eintauchen.

Fitzek bedient Klischees, die durch seinen flüssigen Schreibstil zum Schmunzeln und Nachdenken anregen. Die Dialoge sind aus dem Leben gegriffen und die kleinen Katastrophen des Lebens finden ihren Platz. Den wahren Hintergrund von Leas Reise erfährt man erst am Schluss und so schaffte es der Autor nach und nach Spannung aufzubauen.

Fazit:

Auch wenn es diesmal kein Thriller ist, das Buch hat mir richtig gut gefallen. Es hat Tiefang, Situationskomik und überrascht mit unerwarteten Wendungen. Für mich ein rundum gelungener Roman und auf jeden Fall lesenswert. Jetzt bleibt nur noch eine letzte Frage:

Wie würdest du deinen letzten Tag verbringen?

Kein Thriller und trotzdem

5 Sterne

Buchdetails:
Autor: Sebastian Fitzek
Herausgeber: Droemer HC
Seitenzahl:272 Seiten
Preis: 16,00

Herzlichen Dank an den Droemer-Kaur-Verlag für das Rezensionsexemplar.

Gem. § 2 Abs. 5 kennzeichne ich meine Beiträge als Werbung. Verlinkungen zu Verlagen und Autoren dienen informativen Zwecken.

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für Große Roman

Treue

{Rezension}Marco Missiroli widmet sich dem Thema Treue auf eine leise und vielfältige Weise, verpackt in eine interessante Geschichte rund um die Ehe eines italienischen Paares, das eigentlich glücklich ist. Doch Misstrauen und Zweifel schleichen sich in die Ehe des Dozenten für Literatur und der selbständigen Immobilienmaklerin. Dabei beleuchtet der Autor die verschiedenen Sichtweisen über das, was Treue ausmacht. Was bedeutet Treue in der Ehe, was bedeutet sie gegenüber sich selbst und ist Betrug zwingend ein Treuebruch? Was, wenn der Betrug notwendig ist, um sich selbst treu zu bleiben? Oder führt er vielleicht auch dazu, dass man seinem Partner wieder treu sein kann?

Ich möchte nicht zu sehr auf die komplexen Handlungen eingehen, denn vielmehr ist es die Gefühlsebene, die den Leser dieses Romans anspricht. Man erhält intime Einblicke in die Gedanken und die Gefühlswelt der Protagonisten, in ihre geheimen Phantasien. Ob sie diesen wirklich nur nachträumen oder nachgeben bleibt lange ein Geheimnis. Fest steht, dass man sich beim Lesen irgendwann selbst die Frage stellt, wie man Treue definiert und mit den eigenen Sehnsüchten umgeht.

Mit „Treue“ ist Missiroli ein philosophischer Roman gelungen, der auf vielen Ebenen zum Nachdenken anregt. Durch die abrupten Wechsel der Erzählperspektive musste ich sehr konzentriert lesen, da auch andere Personen mit ihrer Biographie und ihren Erlebnissen plötzlich auftauchen. Ich persönlich mag das nicht so gerne, da ich aus dem Lesefluss komme. Allerdings passt dieser Stil sehr gut zu diesem Roman und gibt ihm dadurch ein Stück seiner Einzigartigkeit. Daher möchte ich dies nicht negativ werten.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an begeistert, ich empfand es als spannend, mehr über die psychologischen Aspekte und Biographien der Handelnden zu erfahren.

Für mich war es ein wirklich schönes Buch, tiefgründig, psychologisch und herausfordernd. Die Handlung hat mich berührt und zum Nachdenken gebracht und vermutlich hat der Autor genau das mit seinem Roman erreichen wollen.

Besonderheiten: Mit »Treue« gewann Missiroli 2019 den Premio Strega Giovani und stand auf der Shortlist des Premio Strega. »Treue« erscheint in über 30 Ländern, eine auf dem Roman basierende Netflix-Serie startet 2021.

Für mich ein Roman der alle Sterne verdient hat.

5 Sterne

Herzlichen Dank an den Wagenbach-Verlag für dieses schöne Rezensionsexemplar.

Buchdetails:
Autor: Marco Missiroli
Herausgeber:Wagenbach
Seitenzahl: 256 Seiten
Preis: 23,00€

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